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Den Hormonhaushalt natürlich regulieren: Seed Cycling Interview mit Isabel Liehmann

Wir haben uns von Isabel Liehmann erklären lassen, was es mit Seed Cycling auf sich hat und wie ihr Euren Zyklus positiv damit unterstützen könnt. Hier gibt's das gesamte Interview!

 

Ernährungsspezialistin Isabel Liehmann über Seed Cycling

Foto: Isabel Liehmann

 

Liebe Isabel, Du bist nicht nur Fitness- und Ernährungsspezialistin sondern gibst auch Perioden- und Hormon-Coaching und bist damit eine Expertin auf dem Gebiet des Zyklus. Wann und warum hast Du angefangen, Dich näher mit dem Zyklus zu befassen? 

Ich habe sehr lange die Pille genommen. 15 Jahre lang, um genau zu sein. Aus Sportgründen wollte ich dann auf ein rein gestagenhaltiges Präparat wechseln, statt ein Kombipräprat aus Östrogen und Gestagen zu nehmen. Östrogen kann nämlich den Muskelaufbau hemmen.

Mein Körper ist dabei allerdings komplett durchgedreht: Ich habe extreme Schwitzanfälle bekommen, hatte Sehprobleme und war emotional mit allem überfordert. 

Das habe ich zwei Monate durchgehalten, bis ich mich entschieden habe, komplett abzusetzen.

Das war für mich eine einschneidende Erfahrung, denn dadurch ist mir bewusst geworden, wie wichtig ein regelmäßiger Zyklus für das Wohlbefinden und die Gesundheit ist.

Ich habe mich viel weitergebildet und mich mit vielen Frauen unterhalten, die ähnliche Probleme hatten. Dazu ist die Mutter meines Freundes Frauenärztin, sie hat mir viele Dinge zum Thema Zyklus erklärt.

 

Auf deiner Webseite bietest Du unter anderem Periodenyoga an. Was ist der Unterschied zu normalem Yoga, worauf sollten wir während der Periode besonders achten?

Während der Periode helfen uns Übungen, die uns erden und entspannen. Oftmals leiden wir unter Schmerzen im unteren Rücken und im Unterleib. Da helfen vor allem sitzende Vorbeugen und liegende Hüftöffner.

Das sind Übungen, die man als kühlende Asanas bezeichnet. Außerdem ist es sinnvoll, während der Periode länger in den Positionen zu bleiben. Das fördert die Entspannung und schult die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse, weil man mehr Zeit hat, sich mich sich selbst auseinanderzusetzen.

 

Isabel Liehmann zeigt Hormonyoga

Foto: Isabel Liehmann

 

Können wir unsere Hormone tatsächlich durch Hormonyoga beeinflussen? Wie funktioniert das?

 Viele Frauen, die unter Zyklusschwankungen oder -beschwerden leiden, erleben in einem oder mehreren Teilen ihres Lebens großen Stress. Stress ist sehr schädlich für die Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron. Dadurch kommt es zu Wassereinlagerungen, Heißhunger, Unterleibsschmerzen oder auch Unfruchtbarkeit. Deswegen bilden Entspannungsübungen einen wichtigen Teil jeder Hormon-Yoga-Praxis. Durch das längere Halten der Übungen wird die Entspannungswirkung noch verstärkt. Außerdem massieren Hormon-Yogaübungen in besonderem Maße innere Organe und die wichtigsten Hormon-Drüsen und regen so die Hormonproduktion an. Zu diesen Drüsen zählen Eierstöcke, Schilddrüse, Hypophyse und die Nebennieren.

 

Du hast vor ein paar Wochen über Seed Cycling gesprochen. Was ist das und wie funktioniert es?

Beim Seed Cycling orientiert man sich an den Zyklushälften: Die erste Phase, oder auch Follikelphase, dauert vom Beginn der Periode bis zum Eisprung. Die zweite Zyklushälfte, oder auch Lutealphase, dauert vom Eisprung bis zum Einsetzen der Periode. In der ersten Zyklushälfte nimmt man Kürbiskerne und Leinsamen zu sich, die die Östrogenbildung unterstützen. Kürbiskerne sind besonders reich an Zink, Leinsamen fördern die Verdauung. Östrogen brauchen wir, damit sich die Gebärmutterschleimhaut gut aufbauen kann. Dosis: täglich jeweils einen Esslöffel.

In der zweiten Zyklushälfte helfen uns Sesamsamen und Sonnenblumenkerne dabei, den Progesteron-Spiegel stabil zu halten. Sesam enthält besonders viel Calcium und Sonnenblumenkernen viele ungesättigte Fettsäuren. Das Hormon Progesteron brauchen wir, damit sich die Gebärmutterschleimhaut verdickt und sich dadurch entweder auf das Einsetzen der Blutung vorbereitet oder sich ein befruchtetes Ei einnisten kann. Die Dosis ist auch hier einen Esslöffel.

 

Seed Cycling - Same und Kerne um die Hormone zu regulieren

Foto: Maddi Bazzocco via Unsplash

 

Würdest du Seed Cycling allen Menschen mit Zyklus empfehlen oder sollten wir das vor allem bei Zyklusstörungen und Menstruationsbeschwerden machen?

Die Gründe für viele Menstruationsleiden sind oftmals hormonelle Störungen: Die beiden für den Zyklus wichtigsten Hormone Östrogen und Progesteron befinden sich im Ungleichgewicht und lösen Unterleibsschmerzen, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen oder unregelmäßige Blutungen aus. Da Hormone aus Fett bestehen, helfen die in den Samen reichlich enthaltenen Fettsäuren bei der Produktion der für die jeweilige Zyklushälfte wichtigen Hormone. 

 

Vielen Dank für das spannende Interview Isabel und wir werden Seed Cycling auf jeden Fall austesten!

 

Titelfoto: Emma Defty